Ich möchte in diesem Beitrag die Arbeit von Dr. Gabor Maté vorstellen, einem kanadischen Arzt, der unter anderem das Buch „Wenn der Körper nein sagt“ geschrieben hat.
Und es soll um den Stellenwert von Stress beim Alterungsprozess gehen. Maté hat einen Artikel darüber verfasst, den ich hier wiedergeben möchte.
Was macht Stress mit uns, außer den Dingen, die wir fühlen? Was macht er mit unserem Körper, mit unserem biologischen Alter, mit unserer Resilienz? Sind manche Menschen genetisch einfach besser versorgt? Haben sie die Widerstandsfähigkeit vererbt bekommen?
Maté sagt, es sei nicht so, dass unsere Gene keine Rolle spielen - das tun sie sehr wohl; Sie können nur eben nicht alles bestimmen und erklären, von einfachen Verhaltensweisen die wir uns angeeignet haben bis hin zum unendlich komplexen Prozess, der ein menschliches Leben ausmacht. Genauso wenig können mit Genen die meisten Krankheiten erklärt werden.
Die Gene sind weit davon entfernt, die autonomen und alleinigen Diktatoren unserer Gesundheit und unseres Schicksals zu sein. Sie werden von ihrer Umwelt gesteuert und könnten ohne Umweltsignale und Umwelteinflüssen nicht funktionieren. In der Tat werden sie von den Faktoren, die auf uns einwirken sogar ein- und ausgeschaltet. Jede Zelle in jedem Organ unseres Körpers hat genau die gleiche Genausstattung. Und doch sieht eine Gehirnzelle nicht aus wie eine Knochenzelle und verhält sich auch nicht wie eine Leberzelle, und funktioniert auch nicht wie eine Muskelzelle. Es ist die Umgebung innerhalb und außerhalb des Körpers, die bestimmt, welche Gene in welcher Zelle angeschaltet oder aktiviert werden.
Es gibt eine neue und schnell wachsende Wissenschaft, die sich damit beschäftigt, wie unsere Lebenserfahrungen die Funktion von Genen beeinflussen. Diese Wissenschaft wird Epigenetik genannt. Infolge von Lebensereignissen heften sich Chemikalien an die DNA und steuern die Genaktivitäten. Wenn eine Rattenmutter ihr Rattenbaby in den ersten Lebensstunden ableckt, wird beispielsweise ein Gen im Gehirn eingeschaltet, das dazu beiträgt, dass das Tierchen auch als Erwachsenes nicht von Stress überwältigt wird. Das gleiche Gen bleibt bei Rattenbabies inaktiv, die keine solche Pflege kurz nach der Geburt erhalten haben. Epigenetische Wirkungen sind während der frühen Entwicklung in ganz jungen Jahren am stärksten. Fazit, umweltbedingte, verhaltensbedingte, epigenetische Einflüsse können genetische Einflüsse stark steuern.
Die Art und Weise, wie ein Gen wirkt, wird als Genexpression bezeichnet. Die Genexpression wird durch Einflüsse aus der Umwelt bestimmt. Wie eben anhand des Rattenbabies beschrieben.
So wie wir aufgewachsen sind, gepflegt wurden, beschützt oder vernachlässigt wurden, hat große Auswirkungen auf die Genexpression. Aber auch was für Erfahrungen unsere Mütter während der Schwangerschaft gemacht haben, was sie durchstehen mussten und konsumiert haben.
Es gibt etwas, das Telomere genannt wird. Telomere sind DNA-Stränge am Ende unserer Chromosomen, die diese Chromosomen zusammenhalten. Man kann sich das wie die Plastik Enden an Schnürsenkeln vorstellen, die die Schnürsenkel zusammenhalten, damit sie nicht ausfransen. Wenn wir älter werden, werden diese Enden immer kürzer.
Die Verkürzung der Telomere ist ein bekanntes Merkmal der Alterung des Organismus, die Telomerlänge gilt schon seit langem als einer der besten Biomarker für das Altern.
Zu den vielen Einflüssen auf die Genaktivität im Laufe des Lebens gehört auch Stress. Mit zunehmendem Alter verkürzen sich unsere Telomere und am Ende des Lebens ist ihre Länge stark verkürzt.
Bei Forschungen von Müttern chronisch kranker Kinder, wurden verkürzte Telomere festgestellt, die im Vergleich zu anderen Müttern in ihrem Alter bis zu zehn Jahre Alterung bedeuten. Je stärker sie den Stress und die Überforderung der Pflege wahrnahmen, desto "älter" war ihre DNA.
Nun, je mehr kraftzehrende Phasen, starken Stress und Trauma wir erleben (Trauma kann verlfältig Überwältigendes sein in unserem Leben), desto kürzer werden die Telomere. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Stress real ist.
Auch gefühlter Stress kann Telomere verkürzen. Sowohl psychologischer Stress als auch wahrgenommener Stress werden mit höherem oxidativem Stress und kürzeren Telomeren in Verbindung gebracht.
Zwei Menschen können also das gleiche Alter haben, aber einer von ihnen hat aufgrund von Stress wesentlich kürzere Telomere und wird eher krank, stirbt sogar früher als jemand der genauso alt ist, aber längeren Telomere hat. Und das hat viel mit verschiedenen Faktoren zu tun, einschließlich akutem Stress und Vernachlässigung und Trauma in der Kindheit. Maté spricht von Trauma nicht nur im Sinne von schrecklichen Ereignissen, sondern von Trauma im Sinne eines emotional und seelisch verletzten Kindes – das die Biologie des Kindes langfristig beeinflussen kann.
Unsere Zellen und Telomere hören darauf, wie wir uns fühlen, und reagieren auf die gesamte Umwelt und Gesellschaft um uns herum.
Im Allgemeinen werden längere Telomere mit Gesundheit und Langlebigkeit in Verbindung gebracht. Theoretisch kann man den Alterungsprozess verlangsamen, wenn man die Verkürzung der Telomere verlangsamt. Telomere können sich auch regenerieren und natürlich nachwachsen.
Wie wir Stress wahrnehmen, ist der Schlüssel, und eine Körperarbeit wie das neurogene Zittern kann helfen, deine Gedanken und Gefühle und den körperlichen Alarmzustand besser unter Kontrolle zu bekommen.
Finde deinen Weg, um besser mit Herausforderungen und den vielen Aufgaben im Alltag umgehen zu können. Dabei unterstütze ich dich gerne!
Der kleinste Teil enthält und beeinflusst das Ganze.
Das bedeutet, dass du, wenn du wieder mehr zu dir kommen kannst und dich sicher und wohl fühlen und zu einem Ort finden kannst, an dem du heilen und dich ausruhen kannst, du gesunde neuronale und epigenetische Muster schaffst und deine Telomere sich regenerieren können. Du weißt das bereits, aber dass die Wissenschaft es erforscht hat, ist wie die Kirsche auf dem Sahnehäubchen.
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